Willkommen zuhause, Egon!

Die als Erlebniswelt gestalteten Räumlichkeiten des Geburtshauses von Egon Schiele (1890-1918) bieten authentische Einblicke in die bewegende Kindheit dieses Ausnahmekünstlers. Als Sohn des Bahnhofsvorstands Adolf Schiele verbringt Egon Schiele ab 1890 mehr als ein Jahrzehnt in Tulln, das ihn maßgeblich in seinem weiteren künstlerischen Schaffen prägt.

Die einzelnen Räume der Bahnhofswohnung sind im authentischen Stil der Gründerzeit eingerichtet und erzählen mittels eines modernen Audio-Systems via Soundduschen zahlreiche Geschichten über Aufstieg und Fall der Familie Schiele. Originale Möbelstücke der Zeit um 1900 rekonstruieren den Charakter einer bürgerlichen Wohnung und machen das unmittelbare Lebensgefühl dieser Zeit spürbar.

Schiele authentisch erleben

Entsprechend dem durchdachten Gestaltungskonzept sind die Möbel hellgrau lackiert. So wird visualisiert, wie die Geburtswohnung laut verschiedener überlieferter Erzählungen von Egon Schiele selbst, seinen beiden Schwestern Elvira und Melanie, seiner Mutter Marie sowie Zeitzeugen, ausgesehen haben mag.

Ein interaktiver Reflexionsraum am Ende des Rundgangs zeigt noch mehr über die Lebens- und Wohnaspekte der Familie Schiele und der Stadt Tulln an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Kinder-Erlebnistour im Schiele-Geburtshaus

Die Stadt Tulln hat sich eine besondere Form eines Vermittlungsprogrammes für Kinder und Jugendliche der Volksschulen und Unterstufen einfallen lassen: Ein eigens für das Geburtshaus kreiertes Comic führt junge Menschen auf eine Erlebnistour durch das junge Leben des Künstlers.

Der französische Comiczeichner und Illustrator Xavier Coste, der mit seinem Graphic Novel über den erwachsenen Egon Schiele große Erfolge feierte, konnte für die Gestaltung des interaktiven Comics gewonnen werden.

Das Comic spielt innerhalb einzelner Themenfelder wie "Moderne Technik", "Was will ich werden" oder "Vorschriften und Regeln" das Leben Egon Schieles durch und soll Anstoß zu Diskussionen und Reflexion bieten. Die jungen Menschen entscheiden sich anhand einfacher Fragen für ein bestimmtes Themenfeld, sodass jedes Kind das Leben Egon Schieles aus einem anderen Blickwinkel erfahren kann. Die Idee und das Konzept stammen vom Schiele Experten Dr. Christian Bauer und vom internationalen, auf Kulturvermittlung spezialisierten Büro toikoi, das bereits das Geburtshaus gestaltet hat.

Comic-Künstler Xavier Coste
Xavier Coste wurde 1989 in Frankreich geboren. Er hat Grafikkunst in Paris studiert und arbeitet als Comiczeichner und Illustrator u.a. für Le Monde Diplomatique oder Hachette. Sein Graphic Novel Egon Schiele - Ein exzessives Leben (Deutsch im Knesebeck Verlag) wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

Dieses Projekt wurde gefördert aus den Mitteln der NÖ Stadterneuerung und durch das Land Niederösterreich.

Egon Schiele und seine Zeit in Tulln

Egon Schiele stammt aus einer Eisenbahnerfamilie und verbringt mehr als ein Drittel seines Lebens in der väterlichen Wohnung am Tullner Bahnhof. Schiele wird als drittes Kind von Adolf und Marie Schiele am 12. Juni 1890 geboren und verbringt eine unbeschwerte Kindheit als Sohn des Bahnhofsvorstandes.

In Tulln erlebt der junge Schiele in ungeahnter Intensität das neue Phänomen der Mobilität, seine frühen Kindheitszeichnungen zeugen von großem Interesse an der Bahn. Diese Offenheit und dieses Interesse gegenüber moderner Technik und Fortschritt waren gute Startbedingungen für einen zukünftigen Vertreter der künstlerischen Avantgarde. Als Schiele seine Gymnasialzeit in Krems und Klosterneuburg beginnt und zu einer großen Künstlerkarriere nach Wien aufbricht, nimmt er die prägenden Erlebnisse seiner Kindheit auf seinen Lebensweg mit.

Künstler von internationaler Bedeutung

Egon Schiele zählt neben Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu den bedeutendsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne. Geboren wurde er am 12. Juni 1890 im Bahnhof Tulln an der Donau. Schon der Zehnjährige stach durch seine malerische Begabung hervor.

Diese wurde von Anfang an gefördert, und zum ehestmöglichen Zeitpunktbestand das Junggenie die Aufnahmeprüfung für die Akademie. Egon Schiele erliegt am 30. Oktober 1918, gerade einmal 28-jährig, der „spanischen Grippe“. Sein Schaffen zählt zu dieser Zeit bereits weit mehr als 3.000 Kunstwerke. Seine am Sterbebett geäußerte Überzeugung, die Bilder würden später in allen großen Museen der Welt hängen, sollte sich in beeindruckender Weise bewahrheiten.

Konzept: Christian Bauer | Gestaltung: Toikoi | Betreiber: Stadtgemeinde Tulln
Dieses Projekt wurde von der Stadtgemeinde Tulln in Zusammenarbeit mit der ÖBB finanziert und durch die NÖ Kultur gefördert.